Idyllenforschung

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Stefie Steden

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S. Steden

Kunsthalle Below

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Die Entdeckung, Umgestaltung und Entwicklung des ehemaligen Melkstalls ist meine größte Arbeit. Als magischer Ort mit vielseitigen Qualitäten wird die Halle seit 2014  als Werkstatt, Atelier, Probebühne, Ausstellungsraum und Festsaal genutzt und währenddessen weiter aufgebaut. Gemeinsam mit kulturgymnastik e.V. lade ich zu artist residencies und ländlichen Kunstpausen. Mehr dazu hier…

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Die Entdeckung der ländlichen Schönheit

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Ich war niemals eine Stadtpflanze, wurde Künstlerin, landete in Berlin. Ich war immer ein Kind meiner Zeit, so kam eine Datsche in Brandenburg. Es folgte das mecklenburgische Bauernhaus, mit auf dem Gelände: ein Melkstall mit LPG-Vergangenheit. Ländliche Schönheit erhielt ein Gesicht, Berlin blieb. Es kam der Tag, da wir Freunde nach Below einluden, ein Bobcat liehen, ein Loch in die Wand rissen und die Scheiße aus dem Melkstall holten.

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Wir rissen auch Wände ein und erlebten den magischen Vorgang, wenn etwas sichtbar wird – durch deiner Hände Arbeit. In den folgenden Monaten lernte ich Verputzen und fing an zu ahnen, wofür ich das tat. Ich ahnte, dass es doch kein Laufstall für Nachbarstiere werden sollte, sondern dass ich dort das umsetzen können würde, was ich lange geträumt hatte und was in Berlin unbezahlbar geworden war: ein Kunstraum.

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Wir reparierten das Dach, verlegten Strom, sorgten für Wasser. Ich lernte es auszuhalten, zu warten bis die Dinge von bei uns eintrafen. Nachbarn und Freunde kamen mit alten Schätzchen. Wir verpassten keinen Sperrmüll.

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Ich bin schon seit meinem Studium in den Neunzigern in meiner künstlerischen Praxis ums Miteinander gekreist. Es festigte sich die Idee, dass man hier ohne viel Geld etwas aufbauen kann, das langfristig auch für Leute ohne viel Geld verfügbar sein kann. Wir verwarfen den Plan mit warmer Dusche und Wasserklosett. In dem Raum entstand eine kleine Küche mit zwei Platten, Kühlschrank und Kaltwasserhahn. Man muss es so wollen, wie es ist, so einfach und sehr sehr ländlich.

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Dann kamen die Künstler. Und es gefiel ihnen. Sie kamen immer wieder zu Arbeitsaufenthalten oder zur Kunstpause.

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Sie kommen in kleinen Gruppen oder allein. Sie wohnen in mitgebrachten Wohnstuben, in einer der 3 Kammern der Halle oder im Zirkuswagen. Oft kommen sie wieder, bleiben wochenlang und beteiligen sich an der Gestaltung des Programms, z.B. in der AG Minimales Reisen.

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Wohnen ist ein großes Thema. Seit 2017 auch für Gäste in unseren Wagen.

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Die Akustik sei gut in der Halle, behaupteten die Sänger*innen und sangen ihr Konzert trotzdem in Belows schöner alter Kirche (Anno 1296). Das war gut, die Belower*innen sangen mit. Andere kommen weit aus dem Westen, gerne regelmäßig jedes Jahr. Unterdessen gibt es schöne Kooperationen unserer  Gäste mit dem Kulturhaus Mestlin.

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Was mir am Anfang schwer fiel, sehe ich heute als Vorteil. Below ist am Ende der Welt, am schönsten Ende zwar, aber wirklich weit weg. Doch wäre es einen Katzensprung von Berlin, so wäre es nicht, was es ist. Es gibt Belower, die waren noch nie in Berlin. Berlin ist kein Thema.

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Das Andere, das mir anfangs zu schaffen gemacht hat, war das Saisongeschäft. Ich sträubte mich gegen den Winter, wollte die Halle nicht hergeben an den rauen Wind und die Hektoliter Regen. Ich ersann den Kamin, der an windstillen Tagen die ein oder andere lauschige Teestunde ermöglicht, aber weit darüber hinaus geht es nicht. Ich habe den Widerstand aufgegeben. Im Winter ist es ruhig in der KHB, wir kommen in kleiner Besetzung oder Berlin bietet uns, wozu wir im Sommer keine Zeit haben.

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Neben holzbetriebenem Backofen und der größten Tafel Mecklenburgs gibt es noch weitere nicht alltägliche Werkzeuge für die Gäste, z.B. Kreidemaschine und Schreibmaschinen helfen das zu bergen, was das Ländliche in ihren Nutzern generiert.

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Die Halle hat mich einiges über Idyllen gelehrt. Inzwischen lebe ich an zwei Orten und thematisiere die ländliche Schönheit, die, wie ich sie erlebe, auch sehr rau sein kann, unwirtlich, widersprüchlich. Und vor allem ist sie ortsunabhängig, sie kann im ländlichen Raum sein und mitten in der Stadt. Sie ist da, wo Menschen sich fragen, was Natur ist.

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* zugunsten der Lesbarkeit und ästhetischen Erscheinung der Texte verzichten wir auf männlich-/weibliche Doppelformen; wir meinen immer alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.

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